Forschung im LichterSchatten – Therapiezentrum

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Unser Ziel ist es, dass unsere Patient­Innen durch unsere Unter­stüt­zung so schnell wie mög­lich wieder gesund und fit wer­den und nicht mehr auf uns ange­wiesen sind. Das heißt: So sym­pathisch sie uns auch sind, es freut uns sie nicht mehr wieder­zu­sehen. Denn das heißt, es geht Ihnen gut und wir haben einen guten Job ge­macht. (An­ders sieht das natür­lich bei chro­nischen Erkrank­ungen, der Wieder­kehr mit anderen Beschwer­den, oder prä­ven­tiven Maß­nahmen aus.)

Hier setzt auch die ambu­lante For­schung in der Physio­therapie und Logopädie an und sucht Ant­worten auf die Frage: Was sind die besten Behand­lungs­me­tho­den, um mög­lichst schnell und nach­haltig eine Heil­ung her­bei­zu­führen? Sie hat das Ziel die Behandl­ungs­me­tho­den und Maß­nah­men auf ihre Effi­zienz, Effek­tivität und Sinn­haftig­keit zu über­prüfen und zu opti­mieren. Vor diesem Hin­ter­grund hin­ter­fragen wir unsere Arbeit auch im Sinne der klin­ischen Exper­tise (EBP) konti­nuier­lich.

Aktuelle Forschungsprojekte

Physiotherapeut führt Anamnese durch

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Dys-phappgy

Unser Forschungs­projekt „Dys-phappgy“ hat das Ziel, die logo­­päd­ische Ver­sorg­­ung von Patient­­Innen mit Schluck­­stör­­ungen (Dysphagie) zu sichern. Dabei konzen­triert sich das Projekt in erster Linie auf Patient­Innen in länd­lichen Regionen. Erreicht werden soll dies durch die Ent­wick­lung einer digi­talen Lös­ung, welche sowohl Patient­Innen, als auch Thera­peut­Innen bei der logo­päd­ischen Behand­lung unter­stützt. Das Projekt ist geför­dert vom Bun­des­­minis­­terium für Bildung und For­sch­ung (BMBF) und wurde von uns als Lichter­Schatten – Therapie­zentrum initiiert.

Physiotherapeut führt Anamnese durch

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DigiVID19 (abgeschlossen)

Primäres Ziel des Forsch­ungs­pro­jektes „DigiVID19“ war die Ent­wick­lung einer immer­siven VR-An­wen­dung zur Atem­therapie und Stress­reduk­tion. Dies bezog sich haupt­säch­lich auf Patient­Innen nach einer über­stan­denen SARS-CoV-19 Infek­tion, jedoch eign­en sich die inte­grier­ten Üb­un­gen auch für andere Lungen­krank­heiten wie COPD. Das vom Bundes­forsch­ungs­minis­terium (BMBF) geför­derte Pro­jekt wurde ein entsprechender Prototyp einer komplexen VR-An­wen­dung her­vor­gebracht, dessen Anwendbarkeit anhand einer Studie ge­testet wurde.

Warum Forschung in der ambulanten Praxis?

In der ambulanten Praxis zu for­schen ist weit­aus mehr als Fach­bücher zu wälzen und im stillen Kämmer­lein wissen­schaft­liche Bei­träge zu schreiben: Die Forsch­ung in der Praxis findet am und mit Patient­Innen statt. Dem­ent­sprech­end inter­aktiv und dyna­misch ist die wissen­schaft­liche Arbeit in diesem Bereich. Daher ist die Forsch­ung im ambu­lanten Bereich beson­ders inte­res­sant.

Natür­lich geht es auch darum heraus­zu­fin­den, ob und warum bestim­mte Behand­lun­gen wirk­sam sind und bei welchen Symptomen und Störungsbildern sie beson­ders gut wirken. Da­rüber hinaus bietet die For­schung jedoch auch die Mög­lich­keit, die Therapieberufe als Disziplin stetig weiter­zu­ent­wick­eln, neue Zu­sam­men­hänge zwischen Behandlung und Erfolg zu ent­decken, neue Be­hand­lungen zu ent­wickeln und neue innovative Lösungen, um den therapeutischen Alltag zu verbessern, zu erforschen. Und das gemein­sam mit den Patient­Innen.

Physiotherapeut führt Anamnese durch

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Forsch­ung in der ambulanten Praxis dient also dazu, Behand­lungs­pro­zesse zu opti­mieren, unwirk­same Behand­lungs­metho­den aus­zu­schlie­ßen, sowie der Sicher­stellung der best­mög­lichen Be­hand­lung. Dem­ent­sprech­end nimmt die For­der­ung, wissen­schaft­lich zu arbei­ten, in den den Therapieberufen in Deutsch­land, sowie in an­deren Gesund­heits­fach­be­rufen immer weiter zu (vgl. 1). Neben den Erkennt­nissen für die Be­hand­lun­gen dient die For­schung in den Therapieberufen aber auch der Weiter­ent­wick­lung und Mit­ge­stal­tung der Gesund­heits­politik und der Gesund­heits­ver­sorg­ung – beson­ders mit Hin­blick auf den demo­graf­ischen Wan­del. Insge­samt kann da­durch ein posi­tiver Ein­fluss auf die Gesund­heit der Gesell­schaft und der ein­zelnen Men­schen bewirkt werden.

Wichtigkeit der ambulanten Forschung

Bis dato findet die meiste thera­peut­ische For­schung in Reha-Ein­richt­ungen und Kli­niken statt. Somit bezie­hen sich die Unter­such­ungen stärker auf die Behand­lung in frühen Stadien (z.B. un­mittel­bar nach einer Opera­tion oder akuter Ereig­nisse, wie dem Ein­setzen eines neuen Gelenks oder einem Schlag­anfall) an­statt auf das all­täg­liche Leben und die damit verbun­denen Be­schwer­den, die in einer ambu­lanten Praxis behan­delt werden.

Da viele Be­hand­lungs­metho­den jedoch nur ambu­lant auf ihre Wirk­sam­keit über­prüft werden können, ist die Forsch­ung in den dem­ent­sprech­enden Therapie­praxen sehr wichtig. Bundes­weit gibt es aktuell kaum ambu­lante Praxen, die thera­peutisch forschen – folg­lich gibt es in die­sem Be­reich noch viel zu tun. Darü­ber hinaus ist eine wei­tere Aka­demi­sier­ung des Berufs­zwei­ges uner­läss­lich, für dessen Weiter­ent­wick­lung und fort­schrei­tende Profess­iona­lisie­rung (vgl. 2).

Uns juckt es in den Fin­gern, in den näch­sten Jahren konti­nuier­lich einen wissen­schaft­lichen Beitrag leisten zu können. Wir sind sehr stolz auf unsere bis­her­igen Erfolge und die Mög­lich­keiten, die sich da­durch bieten.

Was wurde bisher in der theraoeutischen Forschung erreicht?

Die Forsch­ung in den Gesunheitstherapieberufen ist eine welt­weit sehr junge Diszi­plin. Dem­ent­sprech­end hoch ist das Poten­zial dieses Zweigs: Es gilt her­aus­zu­fin­den, wie und warum die bereits bekannten ­thera­peut­ischen Behand­lungen und Maß­nah­men funk­tionieren und wirken und sie weiter­zu­ent­wickeln. Darüber hinaus ver­spricht die For­schung auch die Präsenz der Therapieberufe als evidenz­ba­sierte Diszi­plin weiter zu steigern.

Während die persön­liche Bezieh­ung zwischen PatientIn und Thera­peutIn die Behand­lung für beide Seiten beson­ders inte­ressant und ange­nehm machen kann, ist sie gleich­zeitig auch die größte Her­aus­for­derung für die For­schung: Psycho­logische Kompo­nenten wie Sym­pathie können Studien­ergeb­nisse zur Unter­such­ung von Wirk­sam­keit und Sinn­haftig­keit der Behand­lungen verfälschen (vgl. 3).

Dem­ent­sprech­end spann­end ist die Forsch­ung in diesem Bereich: Es geht nicht bloß um den Körper als Beweg­ungs­apparat (Physiotherapie) und den Mund als Arikulator (Logopädie), sondern auch um Men­schen als soziale Wesen und wie sie sich beein­flussen.

Unsere Vision: Mehr Akademisierung und forschende Praxen!

Aktuell sind wir unseres Wissens nach die einzige ambu­lante Praxis im Raum Berlin, die mit eigenen wissen­schaft­lichen Mit­arbei­ter­Innen und in Koope­ration mit uni­ver­sitä­ren Part­nern forsch­end tätig ist. Darauf sind wir stolz, wün­schen uns aber, dass das mög­lichst schnell kein Allein­stellungs­merk­mal mehr ist und immer mehr ambu­lante Praxen in der Forsch­ung tätig werden.

Damit diese Vision Wirk­lich­keit werden kann, ist vor allem eines wichtig: Eine weitere und inten­sive Aka­demi­sierung der Therapie­berufe. Im inter­nat­ionalen Ver­gleich hinkt Deutsch­land in dieser Hin­sicht noch sehr hinter­her: Länder wie Schweden oder die Nieder­lande zeigen, wie es geht (vgl. 4) und inspi­rieren uns, diese Ent­wicklung mit­zu­prägen.

Was tun wir konkret dafür?

  • Wir gehen mit gutem Bei­spiel voran und stellen aka­demi­sierte Thera­peut­Innen ein und bauen Forsch­ungs­pro­jekte auf.
  • Wir er mutigen unsere TherapeutInnen, uns ihre Ideen für Forschungsprojekte vorzustellen, und versuchen, sie nach Möglichkeit umzusetzen.
  • Wir bauen Koope­rationen mit Hoch­schulen aus, die ent­sprech­ende Studien­gänge anbieten.
  • Wir ermutigen Thera­peut­Innen zu einem aka­dem­ischen Werde­gang.
  • Wir bauen für akade­misierte Thera­peut­Innen Struk­turen und Pro­zesse auf, in denen sie mög­lichst unkom­pliziert wissen­schaft­lich tätig werden können: Unter der Leit­ung von Hlynur A. Elsuson planen wir das Forsch­ungs-Team in unserem Therapie­zentrum auszubauen.
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Was bringt Forschung im Behandlungsalltag?

Physiotherapeut mit Patientin auf Behandlungsliege

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Therapie von Gesundheitsberufen setzt sich aus drei Berei­chen zu­sam­men: Dem Wissen und Erfahr­ungen des/der Thera­peutIn, wissen­schaft­lichen Bele­gen und den Erwart­ungen der Pa­tient­Innen.

Dieses 3-Säulen-Konzept nennt man „Evidenz­ba­sier­te Praxis“ (EBP). Im Lichter­Schatten – Thera­pie­zen­trum prägt dieses Kon­zept unsere alltäg­liche Arbeit und stellt darü­ber hin­aus auch die Basis für unseren Quali­täts­an­spruch an die Be­hand­lungen dar: Es geht also darum, die Behand­lung von eigenen Erfahr­ungen, den Patient­Innen-Erwart­ungen oder einer bestim­mten Studie zu prägen, son­dern alle drei Säulen in den Ein­klang mit­ein­ander zu bringen, sodass sich aus Ihnen eine solide und nach­haltige Behand­lung ent­wickeln kann.

Evidenzbasierte Praxis (EBP) - genauer erklärt

Das Konzept der soge­nannten Evi­dence-based Practice (EBP) – zu Deutsch: evid­enz­basierte Praxis – hat sich aus der Medizin (Evi­dence-based Medizin – EBM) ent­wickelt. Er wurde in den 90er Jahren defi­niert als: Inte­gration indivi­dueller klin­ischer Exper­tise mit der besten verfüg­baren exter­nen klin­ischen Evidenz aus system­atischer Forsch­ung (vgl. 5). Die EBP setzt sich dabei aus drei Säu­len zusam­men:

  1. Die klin­ische Exper­tise der Thera­peut­Innen
    Sie um­fasst das Wissen und die Erfah­rung der Thera­peut­Innen, über die jede Fach­kraft verfügt, egal ob Aka­demi­kerIn oder nicht. Dabei ist es nicht relevant, ob es dafür einen wissenschaftlichen Nachweis gibt.
  2. Wissen­schaft­liche Belege aus Studien
    Diese werden aus der syste­mat­ischen For­schung und den besten verfüg­baren Ergeb­nissen und Berich­ten aus Studien zusam­men­ge­stellt und in die Behand­lung einge­bracht.
  3. Hoff­nungen und Erwart­ungen der Patient­Innen
    Auch die sub­jek­tive Pers­pek­tive der Patient­Innen wird in der evi­denz­basier­ten Praxis berück­sichtigt: Mein­ungen und Erwart­ungen werden durch das Gespräch mit den Thera­peut­Innen in die Behand­lung einge­bracht.

(vgl. 6, 7)

Wie kommen wir bei LichterSchatten dazu zu forschen?

Der Grund­stein für unsere ambu­lante For­schung wurde bereits ab 2013 gelegt: Dort lernten sich unser In­haber Alex­ander Hahn und unser wis­sen­schaft­licher Mit­arbei­ter Hlynur A. Elsuson im Ba­che­lor-Stu­dium für Physio­thera­pie (B.Sc.) an der IB-Hochschule Berlin kennen. Ge­mein­sam vertief­ten sie ab 2017 ihre wissen­schaft­liche Exper­tise im Rah­men eines Master­stu­dien­gangs in den Gesund­heits- und Pflege­wissen­schaf­ten (M.Sc.) an einer der renom­mier­testen Uni­versi­täten Deutsch­lands, der Martin-Luther-Uni­versi­tät Halle-Wit­ten­berg. Durch ihren aka­dem­ischen Wer­de­gang konn­ten sie be­reits früh ein nen­nens­wertes Netz­werk in der Ge­sund­heits­forsch­ung auf­bauen, welches 2020 den An­stoß für unser ers­tes For­schungs­projekt „DigiVid-19“ergab.

Seit August 2023 hat unser Forschungsteam durch Maike Hawighorst eine bedeutende Verstärkung erfahren. Maike bringt eine wertvolle Expertise und brennendes Interesse am Gestalten von innovativen Lösungen für schlucktherapeutische Behandlungen mit. Das Forschungsprojekt “Dysphappgy“ wurde von Maike initiiert und gemeinsam mit Hlynur für Förderung beantragt und erfolgreich bewilligt.

Aus dem aka­dem­ischen Werde­gang unse­rer bei­den Ge­schäfts­füh­rer wiederum ergibt sich somit eine opti­male Misch­ung aus BWL-KnowHow (Katha­rina Hahn) und Exper­tise für das Gesund­heits­system (Alex­ander Hahn). Geprägt davon ent­stand von An­fang an ein sehr hoher Quali­täts­an­spruch im Lich­ter­Schat­ten – The­ra­pie­zen­trum: Somit arbei­ten wir stets evi­denz­ba­siert und nach neu­sten wissen­schaft­lichen Er­kennt­nissen und legen unter ande­rem großen Wert auf eine peni­ble und profess­ionelle Behand­lungs­doku­men­tation. Darüber hinaus opti­mieren wir konti­nuier­lich verschie­dene ope­ra­tive und betriebs­wirt­schaft­liche Pro­zesse, um unsere Ar­beit stetig zu ver­bess­ern.
Bisher gehören zu unserem Team auch meh­rere aka­demi­sierte/ promo­vierte Thera­peut­Innen. Aktuell ist dies deutsch­land­weit noch eine Selten­heit in ambu­lanten Praxen. Da auch unsere aka­demi­sierten Thera­peut­Innen inter­dis­zipli­när auf­ge­stellt sind, streben wir weitere Forsch­ungs­pro­jekte im Bereich der Physio­therapie, aber auch Logo­pädie und Heil­praktik an.

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Hlynur A. Elsuson

Wissen­schaft­licher Mit­ar­beiter, Physio­­thera­­peut, Leitung Forschung (M.Sc.)

Maike Hawighorst

Wissen­schaft­liche Mit­arbeit­erin,
Logopädin (B.Sc.)

Quellenangaben
  1. Wissenschaftsrat (2012): Empfehlungen zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen. Unter: http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2411-12.pdf. Zugriff am: 09.03.2017
  2. Richter, R. (2016). Physiotherapie und Wissenschaft. Die wissenschaftliche Emanzipation der Physiotherapie im Spannungsfeld von Disziplinbildung und Professionalisierung. Publikationsserver der Universität Potsdam unter: URN urn:nbn:de:kobv:517-opus4-94704. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-94704
  3. O´Keeffe, M.; Cullinane, P.; Hurley, J.; Leahy, I.; Bunzli, S.; O´Sullivan, P.B.; O´Sullivan, K. (2016). What Influences Patient-Therapist Interactions in Musculoskeletal Physical Therapy? Qualitative Systematic Review and Meta-Synthesis. Phys Ther. 2016;96: 609-622. https://doi.org/10.2522/ptj.20150240
  4. Groll, Tina; Lutz, Carmen; Kunstreich, Siebo; Speicher, Stefanie; Zalpour, Christoff (2005): Physiotherapie: Auf dem Weg zur Professionalisierung, in Dtsch Arztebl 2005; 102: A 966–968 [Heft 14], abrufbar unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv/46184/Physiotherapie-Auf-dem-Weg-zur-Professionalisierung, zuletzt geprüft am 24.08.2022
  5. Sackett, D.L.; Rosenberg, W.M.C.; Gray, J.A.M.; Haynes, R.B.; Richardson, W.S. (1996): Evidence based medicine: what it is and what it isn ́t. In: BMJ 1996; S. 71
  6. Beushausen, U.; Grötzbach, H. (2011): Evidenzbasierte Sprachtherapie, Grundlagen und Praxis. 1. Auflage. Elsevier GmbH. München. S. 5f
  7. Behrens, J.; Langer, G. (2010): Evidence-based Nursing and Caring, Methoden und Ethik der Pflegepraxis und Versorgungsforschung. 3. Auflage. Verlag Hans Huber. Bern. S. 77